Kindliche Entwicklung 3–6 Jahre: Was sollte mein Kind können?
Die Jahre zwischen drei und sechs sind eine spannende Zeit: Plötzlich erzählen Kinder ganze Geschichten, stellen 1000 „Warum“-Fragen, fahren Laufrad wie die Großen oder spielen voller Fantasie mit Freunden.
Doch viele Eltern fragen sich: „Was sollte mein Kind in diesem Alter eigentlich schon können?“
Wichtig vorweg: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Manche sind früh motorisch sehr geschickt, andere reden schon wie ein kleiner Papagei, während sie beim Klettern noch vorsichtiger sind. Alles normal! Die folgenden Punkte geben dir eine Orientierung – keine Checkliste, die du abhaken musst.

Die vier großen Entwicklungsbereiche
Die kindliche Entwicklung ist bunt und vielfältig. Damit Eltern sich besser orientieren können, lassen sich die Fortschritte von Kindern grob in vier Bereiche einteilen. Diese überschneiden sich im Alltag ständig – wenn dein Kind zum Beispiel beim Malen (Motorik) ein Bild erklärt (Sprache) und es stolz der Oma zeigt (sozial & emotional), steckt meist alles gleichzeitig drin.
1. Motorik & Bewegung
Hier geht es um die körperliche Entwicklung: vom sicheren Laufen über das Klettern bis hin zum Stift- und Scherengriff. Man unterscheidet:
- Grobmotorik: große Bewegungen wie Rennen, Springen, Balancieren, Fahrradfahren.
- Feinmotorik: kleine, präzise Bewegungen wie Malen, Bauen, Fädeln oder Knöpfe schließen.
Die motorische Entwicklung stärkt nicht nur Muskeln, sondern auch Selbstvertrauen: „Schau mal, ich kann das schon!“
2. Sprache & Kommunikation
Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Sie hilft Kindern, Wünsche auszudrücken, Fragen zu stellen und mit anderen in Kontakt zu treten. Dieser Bereich umfasst:
- den Wortschatz, der rasant wächst,
- die Grammatik, die mit der Zeit immer komplexer wird,
- das Verständnis, also wie gut Anweisungen, Geschichten oder Erklärungen aufgenommen werden.
Kommunikation bedeutet aber nicht nur sprechen, sondern auch zuhören, Gesten deuten und Gefühle ausdrücken.
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3. Sozial & Emotional
Kinder lernen, mit anderen auszukommen, Freundschaften zu knüpfen, Regeln zu akzeptieren und Gefühle zu regulieren. Dazu gehört:
- das Miteinander: vom Nebeneinander-Spielen bis hin zu echten Rollenspielen und Gruppenspielen,
- das Verstehen von Gefühlen: sowohl die eigenen als auch die der anderen,
- die Selbstregulation: Warten können, teilen, mit Frust umgehen.
Dieser Bereich ist besonders wichtig für den Kindergartenalltag – und später auch für die Schule.
4. Kognitive Entwicklung (Denken & Wahrnehmung)
Hier steckt alles drin, was mit Wahrnehmen, Denken, Erinnern und Problemlösen zu tun hat. Typische Themen sind:
- Wahrnehmung: Farben, Formen, Größenunterschiede erkennen,
- Denken & Logik: Muster finden, Reihenfolgen verstehen, einfache Probleme lösen,
- Vorstellungen: Zeit (gestern, heute, morgen) und Mengen begreifen,
- Vorläuferfähigkeiten für die Schule: Zählen, erste Buchstaben und Zahlen erkennen.
Die kognitive Entwicklung zeigt sich oft spielerisch – beim Puzzeln, Sortieren oder beim ständigen „Warum?“.
Mit 3 Jahren: Kleine Entdecker auf wackligen Beinen
Das dritte Lebensjahr ist geprägt von Neugier und Selbstständigkeit. Kinder wollen alles ausprobieren, erkunden und dabei vor allem „selber machen“. Sie sind in dieser Phase richtige kleine Entdecker, die viel Bewegungsdrang haben und gleichzeitig sprachlich große Fortschritte machen.
Motorik & Bewegung
Mit drei Jahren ist dein Kind kaum zu bremsen: Laufen, Klettern, Rennen – die Bewegungen werden sicherer, wenn auch manchmal noch ungestüm. Treppen werden jetzt oft selbst bewältigt, und das Dreirad oder Laufrad sorgt für stolze Erfolgserlebnisse.
- Klettern, Rennen und Treppensteigen gelingen immer besser.
- Erste Mal- und Kritzelversuche entstehen, meist noch mit dem Faustgriff.
- Bauklötze und Puzzle sind spannend – Feinmotorik wird spielerisch trainiert.
Sprache & Kommunikation
Die Sprachentwicklung macht einen gewaltigen Sprung. Aus einzelnen Wörtern werden kleine Sätze, und dein Kind versteht deutlich mehr, als es ausdrücken kann.
- Erste 3- bis 4-Wort-Sätze („Papa Auto fahren“).
- Viele Alltagswörter werden benutzt.
- Einfache Fragen werden verstanden und beantwortet.
Sozial & Emotional
Im dritten Lebensjahr beginnt das soziale Spielen. Kinder nehmen andere bewusster wahr, auch wenn „meins“ noch ein wichtiges Wort bleibt.
- Erste Kontakte mit Gleichaltrigen entwickeln sich.
- Gefühle wie Freude oder Ärger werden klar gezeigt – und auch die Gefühle anderer erkannt.
- Teilen fällt schwer, aber Regeln werden langsam verstanden.
Kognitive Entwicklung (Denken & Wahrnehmung)
Dreijährige entdecken, wie die Welt funktioniert: Knöpfe drücken, Türen öffnen, Schubladen leeren – alles ist ein spannendes Experiment.
- Farben und einfache Formen werden erkannt.
- Ursache-Wirkung-Zusammenhänge werden verstanden („Wenn ich das kippe, fällt es runter“).
- Erste Puzzles oder Sortierspiele machen Spaß.
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Mit 4 Jahren: Die große „Warum“-Zeit
Das vierte Lebensjahr ist eine spannende Mischung aus Fantasie, Wissensdurst und wachsender Selbstständigkeit. Kinder beginnen, die Welt nicht mehr nur zu erleben, sondern sie verstehen zu wollen. Dabei stellen sie unermüdlich „Warum“-Fragen, die Eltern manchmal an ihre Grenzen bringen – und gleichzeitig wunderbare Gespräche eröffnen. Auch das Spiel verändert sich: Rollenspiele werden immer kreativer, erste Freundschaften vertiefen sich, und das Bedürfnis nach Anerkennung wächst. Körperlich werden die Bewegungen sicherer, während sprachlich und gedanklich riesige Fortschritte sichtbar werden.
Motorik & Bewegung
Mit vier Jahren ist dein Kind ein kleiner Wirbelwind, der sich gerne bewegt und seine Körperbeherrschung ausprobiert. Es hüpft, balanciert und freut sich über jedes neue Können. Auch die Handgeschicklichkeit verbessert sich spürbar – Schere, Stift und Bauklötze werden mit wachsender Sicherheit genutzt.
- Auf einem Bein hüpfen klappt schon mehrmals hintereinander.
- Erste Versuche mit der Kinderschere – gerade Linien schneiden.
- Beim Malen entstehen erkennbare Formen wie Kreise oder Kreuze.
Sprache & Kommunikation
Die Sprachentwicklung macht in diesem Alter große Sprünge. Kinder erzählen kleine Geschichten, stellen unzählige Fragen und lernen, ihre Gedanken differenzierter auszudrücken. Sprache wird für sie immer mehr zum Werkzeug, um ihre Welt zu ordnen und mit anderen zu teilen.
- Längere Sätze mit Nebensätzen sind jetzt möglich.
- „Warum“-Fragen prägen den Alltag.
- Der Wortschatz erweitert sich rasant.
Sozial & Emotional
Das soziale Leben nimmt einen neuen Stellenwert ein. Kinder suchen den Kontakt zu Gleichaltrigen, entdecken das gemeinsame Spiel und beginnen, Regeln zu akzeptieren – auch wenn das manchmal noch schwerfällt. Gleichzeitig werden sie sensibler für die Reaktionen anderer und möchten Anerkennung für ihr Tun.
- Rollenspiele wie „Arzt“, „Mama“ oder „Superheld“ werden lebendig gespielt.
- Anerkennung von Erwachsenen wird bewusst eingefordert.
- Erste Regeln werden verstanden, auch wenn das Umsetzen noch schwerfällt.
Kognitive Entwicklung (Denken & Wahrnehmung)
Das Denken wird klarer und strukturierter. Vierjährige beginnen, Dinge systematisch zu sortieren und einfache Zusammenhänge zu begreifen. Sie interessieren sich für Muster, Größen und erste Zahlen – und entwickeln ein Grundverständnis für Zeit.
- Farben, Formen und Größen können sortiert werden.
- Erste Zählversuche bis 5.
- Zeitbegriffe wie „gleich“ oder „nach dem Essen“ sind verständlich.
Mit 5 Jahren: Vorschulkinder voller Tatendrang
Das fünfte Lebensjahr ist geprägt von Selbstbewusstsein und Tatendrang. Kinder wollen zeigen, was sie können, und suchen Herausforderungen. „Ich bin schon groß!“ ist ein Satz, den Eltern jetzt oft hören. Sie möchten Aufgaben selbst erledigen, Freundschaften festigen und sind voller Vorfreude auf die Vorschulzeit.
Motorik & Bewegung
Die Bewegungen werden flüssiger und koordinierter. Kinder nutzen ihren Körper mit wachsendem Geschick und meistern alltägliche Herausforderungen zunehmend allein.

- Klettern, Springen und Ballfangen gelingt sicher.
- Zeichnungen zeigen Figuren wie Strichmännchen.
- Selbstständiges An- und Ausziehen wird zur Routine.
Sprache & Kommunikation
Die Sprache wird nun differenzierter. Kinder erzählen längere Geschichten, stellen Zusammenhänge her und beginnen, mit Sprache zu spielen.
- Klare, vollständige Sätze gehören zum Alltag.
- Erlebnisse von „gestern“ oder „vorhin“ werden erzählt.
- Reime und Wortspiele machen Freude.
Sozial & Emotional
Fünfjährige bewegen sich gerne in Gruppen und entdecken die Bedeutung von Freundschaft. Sie lernen, Konflikte zu lösen, und entwickeln ein stärkeres Selbstbewusstsein.
- Gruppenspiele werden geliebt und Regeln besser eingehalten.
- Kinder betonen ihr Selbstbewusstsein („Ich kann das schon!“).
- Erste Konfliktlösungen ohne Erwachsene gelingen.
Kognitive Entwicklung (Denken & Wahrnehmung)
Das Denken wird strukturierter, logischer und spielerisch auf die Schule vorbereitet. Kinder erkennen Muster, vergleichen Mengen und beginnen, Zahlen bewusst einzusetzen.
- Zählen bis 10 ist möglich.
- Muster und Reihenfolgen werden erkannt.
- Denkaufgaben wie „Was passt nicht?“ können gelöst werden.
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Mit 6 Jahren: Startklar für die Schule
Mit sechs Jahren stehen Kinder an einer spannenden Schwelle: Sie sind keine Kleinkinder mehr, aber auch noch nicht ganz Schulkinder. In dieser Übergangszeit wachsen Konzentration, Regelverständnis und Wissbegierde. Viele Kinder fiebern voller Erwartung auf den Schulstart hin, während Eltern die letzten Monate im Kindergarten oft als eine Zeit des Abschieds und Neubeginns erleben.
Motorik & Bewegung
Sechsjährige beherrschen ihren Körper zunehmend sicher und nutzen ihre Feinmotorik für erste schulische Vorübungen.
- Balancieren, Hüpfen und schnelle Richtungswechsel gelingen problemlos.
- Der Stift wird im Dreipunktgriff gehalten.
- Erste Buchstaben- und Zahlenformen werden geübt.
Sprache & Kommunikation
Die Sprache ist nun klar, zusammenhängend und vielseitig. Kinder können längere Geschichten erzählen und beginnen, sich für Schrift zu interessieren.
- Zusammenhängende Erzählungen gehören zum Alltag.
- Erste Buchstaben werden erkannt, der eigene Name wird nachgemalt.
- Zeitbegriffe wie „gestern, heute, morgen“ sind verständlich.
Sozial & Emotional
Kinder verstehen Regeln jetzt deutlich besser und entwickeln ein starkes Gerechtigkeitsempfinden. Sie übernehmen kleine Aufgaben und sind bereit, Verantwortung zu tragen.
- Brett- und Gruppenspiele werden nach festen Regeln gespielt.
- Gerechtigkeit und Fairness sind wichtige Themen.
- Die Aufmerksamkeitsspanne wächst deutlich.
Kognitive Entwicklung (Denken & Wahrnehmung)
Das Denken wird abstrakter, und Kinder sind bereit, schulische Lerninhalte aufzunehmen. Zahlen, Buchstaben und logisches Denken stehen im Vordergrund.
- Erste Zahlen und Buchstaben sind vertraut.
- Mengen- und Größenvergleiche sind verständlich.
- Logisches Denken („Wenn…, dann…“) entwickelt sich.
Fazit: Entwicklung braucht Zeit – und Vertrauen
Die Jahre zwischen drei und sechs sind voller Abenteuer. Kinder machen in dieser Zeit riesige Entwicklungssprünge: Sie werden beweglicher, sprachlich sicherer, sozialer und beginnen, die Welt mit immer klügeren Fragen zu erfassen. Dabei gibt es kein starres „sollte schon können“ – jedes Kind hat sein eigenes Tempo, mal schneller, mal langsamer, und das ist völlig normal.
Eltern können ihre Kinder am besten begleiten, indem sie ihnen Raum zum Ausprobieren geben, viel miteinander sprechen und spielen und ihre Fortschritte wertschätzen – egal, wie groß oder klein sie wirken. Wenn du als Mama oder Papa neugierig und aufmerksam bleibst, lernt dein Kind alles, was es braucht – Schritt für Schritt und auf seine eigene Art.